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Die Anfänge des Zisterzienserordens

  • Beitrags-Kategorie:Geschichte
  • Lesedauer:3 min Lesezeit

Ein monastisches Erneuerungsstreben hatte über viele Entwicklungsetappen und verschiedene Ordensgründungen (darunter jene von Camaldoli, Vallombrosa, Grammont und der Chartreuse) im Verlauf des elften Jahrhunderts zu einer Verstärkung des eremitischen Elements in der Lebenskultur der Ordensleute geführt. Neben mehr Zurückgezogenheit und einer neuen Pflege des Stillschweigens erwarben sich die Wiedereinführung der Handarbeit und eine Schlichtheit im Lebensstil bald die breite Sympathie der adligen Bevölkerungsschicht.


Als Wurzelgrund und jahrzehntelanger Stabilitätsfaktor dieser neuartigen Lebenshaltung kann für die sich entwickelnden Zisterzienser vielleicht die Gemeinschaft um den späteren zweiten Abt Alberich von Cîteaux angesehen werden, welcher sich um die Mitte des 11. Jahrhunderts in einer kleinen Eremitage namens Collan niederließ, die in Abt Robert aus dem französischen Adelshaus Tonnerre ihren Seelenführer fand und von ihm so beeindruckt war, dass sie sich nicht scheute, den Papst um die Erlaubnis zu bitten, ihn zu ihrem Abt zu machen. Daraus entwickelte sich die Vorzeigeabtei Molesme, die Alberich als Großprior an der Seite von Abt Robert für lange Jahre leitete. Zu dieser Gemeinschaft fand nach einer Pilgerreise auch der Mönch Stephan Harding aus der englischen Abtei Sherborne, der spätere dritte Abt von Cîteaux, mit seinem Gefährten Petrus.


Als sich abzeichnete, dass sich durch reiche Schenkungen und starkes zahlenmäßiges Wachstum umfangreiche Verpflichtungen zur Ausbildung der adligen Oberschicht ergaben und die Abtei immer mehr zu einem Brennpunkt des öffentlichen Lebens wurde, dass sich dadurch das ursprüngliche Lebensideal dort nicht mehr verwirklichen ließ, zogen 22 Mönche mitsamt ihrem Abt im Jahre 1098 aus Molesme aus und gründeten in Cîteaux ihr neues Kloster. Zwar blieben nicht alle dort, da auf Beschwerde der zurückgebliebenen Mönche Abt Robert nach Molesme zurückkehren musste. Der Rest aber wurde zur verschworenen Gründungsgemeinschaft, bereit durch Dick und Dünn zu gehen. Dieser Elan zeigt sich auch darin, dass diese Gemeinschaft gerade in der noch schwierigen Aufbauphase eine Liturgiereform durchführte, indem sie aus ihrer kleinen Schar noch Mönche auf Reisen schickte, um in Mailand Ambrosianische Hymnen abzuschreiben und ihr Antiphonale in Metz zu kopieren. Diesem Erneuerungsprojekt, das mit viel Schreibarbeit verbunden war, verdanken wir eine kritische Bibelübersetzung für deren Text sogar Rabbiner aus Troyes konsultiert wurden, die sogenannte Stephan-Harding-Bibel, und das Abschreiben der umfangreichen Moralia in Job Gregors des Großen, einem Werk, das uns wertvolle Skizzen dieser Anfangszeit geschenkt hat. Als Wertmaßstäbe dieser Mönche gelten die Hochschätzung der Benediktsregel, Authentizität, Einfachheit und gelebte Einheit.

Die hier namentlich genannten Mönche wurden durch ihr Leitungsamt zu den drei Gründerfiguren der neuen Mönchsgemeinschaft, die Gründung selbst aber war Teamarbeit, was eine echte Besonderheit des Zisterzienserordens ist. Der oben erwähnte Weggefährte Stephan Hardings, der Mönch Petrus, auch genannt Petrus von Jully, wurde zum wichtigsten geistlichen Lehrmeister der ersten an den zisterziensischen Idealen orientierten Frauengemeinschaft in Jully.