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Foto by Angela Pfitzmann

Mechthild von Magdeburg

  • Beitrags-Kategorie:Geschichte / Heilige
  • Lesedauer:4 min Lesezeit

Mechthild von Magdeburg (* um 1207 /1210 in der Gegend von Magdeburg; † 1282 /1294 im Kloster Helfta) ist als Mystikerin, Begine und Dichterin eine der Leitgestalten in der Mystik des Mittelalters, in einer einzigartigen Verbindung von intensiver Gottesbeziehung, sozialem Engagement und hochpoetischer Sprachkunst. Unter den mittelalterlichen Mystikerinnen ist sie diejenige, bei der wir am ehesten auch die Person mit ihrem individuellen Schicksal erkennen können.
 

Mechthild, von adliger Geburt und wohlgebildet, muss schon sehr früh ihren eigenen Weg gegangen sein. Nachdem sie bereits im Alter von zwölf Jahren den „Gruß des heiligen Geistes“ vernommen hatte, verließ sie im Jahre 1230 endgültig die Adelsburg ihrer Eltern und ging in die Stadt Magdeburg, um dort 40 Jahre lang als Begine zu leben und das Schicksal der Armen zu teilen; ihr Vorbild war Elisabeth von Thüringen. Gott, wie ihn Mechthild nunmehr erfährt, ist ein liebender, ein ausschließlich liebender Gott. Er kann gar nicht anders, als den Menschen zu lieben. Der Mensch aber erwidert den Anruf Gottes nicht in hingebungsvoller Unterwerfung, sondern in mündiger, freier, partnerschaftlicher Liebe, die sich zugleich aufs engste mit dem Engagement für die Menschen verbindet: Die Liebe Gottes verweist auf das Göttliche im Menschen, und in der Nächstenliebe ereignet sich die Gottesliebe. .

Gemälde der tanzenden Mechthild von Magdeburg

Ermutigt durch den Dominikaner Heinrich von Halle, begann Mechthild um 1250 mit der Niederschrift ihrer Gotteserfahrungen. Sie wählte dafür nicht die Sprache der Gelehrten, das geheiligte Latein, sondern die mittelniederdeutsche Sprache des Volks. Es ist zugleich eine hochpoetische Sprache, die aus dem Sprachschatz des Hohenlieds und des Minnesangs schöpft. Gott kommt hier neu zu Wort in der Sprache der Liebe, die Erstarrtes „ins Fließen“ bringt. So heißt ihr Buch dann auch „Das fließende Licht der Gottheit“, auf dass es in die Herzen einströme, sie erleuchte und entzünde.
 

Durch die rückhaltlose Liebessprache ihres Buchs und durch ihre offene Kritik an Missständen in der Kirche hatte Mechthild erbitterte Anfeindungen auszuhalten; dazu litt sie vielfach unter schweren Krankheiten und inneren Anfechtungen bis hin zur Erfahrung der Gottesferne. Als dann um 1270 das Kloster Helfta die sechzigjährige Mechthild aufnahm, geschah dies jedoch nicht nur, um ihr einen Zufluchtsort zu gewähren, sondern vor allem deshalb, dass Mechthild die Nonnen „erleuchte und lehre“. Helfta öffnete sich der Armutsbewegung und der neuen Gotteserfahrung. Hier schrieb Mechthild dann auch den letzten, siebten Teil ihres Werkes nieder, und es ist unzweifelhaft, dass die Begegnung mit Mechthild der jungen Gertrud von Helfta entscheidende Anstöße gab, die neue Gottesrede hinzuführen zur allumfassenden Botschaft von der Gott-Liebe..

Bereits zu Mechthilds Lebzeiten wurde ihr Werk ins Lateinische übersetzt, um es auch in die theologischen Diskussionen der Scholastik einzubringen. Die „Basler Gottesfreunde“ um Heinrich von Nördlingen, einen engagierten Förderer der Frauenmystik, übertrugen es um 1345 ins Alemannische und sorgten für seine Verbreitung. Ab dem 15./16. Jahrhundert geriet Mechthilds Werk jedoch in Vergessenheit und wurde erst 1861 in der Bibliothek von Einsiedeln wieder entdeckt.
 

Heute ist Mechthild für viele Frauen zu einer Leitfigur geworden: in ihrer Liebesfähigkeit und Kreativität, in der sie das Leben feiert, in der Verbindung von Gottesliebe und engagiertem sozialen Handeln, in der Bereitschaft, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen und die Anwesenheit Gottes gerade auch in den Problemfeldern unserer Gegenwart erfahrbar werden zu lassen..

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