Wir wissen nicht sehr viel über diese Heilige, deren Fest wir heute feiern. Aber das Wenige, das uns Gregor der Große in seinen Dialogen berichtet, reicht aus, um Scholastika fest ins Herz zu schließen. Sie ist ein wunderbares Vorbild – doch lesen Sie selbst:
Scholastika, die Schwester des heiligen Benedikt, war von frühester Jugend an dem allmächtigen Gott geweiht. Sie pflegte sich einmal im Jahr mit ihrem Bruder zu treffen.
Einmal verbrachten sie den ganzen Tag im Lob Gottes und in heiligen Gesprächen. Als die Nacht hereinbrach, aßen sie miteinander. Es wurde spät und sie bat ihn: „Bitte, verlass mich diese Nacht nicht. Lass uns bis Tagesanbruch über die Freuden des Himmels sprechen.“
Doch Benedikt verweigerte ihr diesen Wunsch und als Scholastika das Nein ihres Bruders vernahm, faltete sie die Hände, beugte den Kopf und betete zum allmächtigen Herrn. Als sie den Kopf wieder hob, herrschte ein derart gewaltiges Unwetter draußen, dass Benedikt unmöglich aufbrechen konnte.
Da sagte er betrübt: „Schwester, was hast du getan?“
Und sie antwortete: „Ich habe dich gebeten, und du wolltest nicht auf mich hören. Da bat ich meinen Gott, und er erhörte mich. Geh hinaus, wenn du kannst!“
Er blieb wider Willen und so kam es, dass sie die ganze Nacht durchwachten und sich durch Gespräche über das geistliche Leben gegenseitig erquickten.
Kein Wunder, dass die Frau mehr vermochte als er; denn nach dem Wort des Johannes: „Gott ist die Liebe“, war es nur gerecht, dass sie mehr vermochte weil sie mehr Liebe hatte.
So gut und wichtig die Ordensregeln auch sein mögen: immer gilt, dass die Liebe noch wichtiger ist.
Übrigens ist Scholastika wenige Tage nach dieser Begegnung mit ihrem Bruder verstorben…